Der Dienstleistungssektor blickt eher zuversichtlich auf das Jahr 2023, auch wenn die Herbstumfrage des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen aufzeigt. Andererseits wirken sich die hohen Energie- und Kraftstoffpreise weiterhin negativ auf die Rentabilitätserwartungen im Transportsektor aus, insbesondere bei den Liftanlagenbetreibern und im Güterverkehr.
Fast alle Dienstleistungsbranchen verzeichnen heuer steigende Umsätze, auch aufgrund höherer Preise. Die Investitionen nehmen zu und auch der Arbeitsmarkt zeigt eine positive Dynamik: In den ersten elf Monaten des Jahres, von Jänner bis November, lag die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Durchschnitt um 3,8 Prozent höher als im gleichen Zeitraum 2021. Die Bewertung der Ertragslage im Dienstleistungssektor ist jedoch sehr uneinheitlich. Die Hälfte der Unternehmen hält sie für befriedigend und fast ein Viertel sogar für gut, aber es gibt auch ein Viertel der Unternehmen, die sie als unzureichend bezeichnet, insbesondere in der Branche der
Dienstleistungen für Unternehmen.
Die Erwartungen für 2023 sind im Allgemeinen positiv, unterscheiden sich jedoch erheblich zwischen den einzelnen Branchen. Die größten Sorgen bereitet das
Immobiliengewerbe, in dem 40 Prozent der Befragten mit einem unbefriedigenden Betriebsergebnis rechnen. Die Bedenken beziehen sich auf die voraussichtlichen negativen Auswirkungen auf die Immobilienverkäufe in den kommenden Monaten in Folge des starken Anstiegs der Zinssätze. Auch bei den Persönlichen Dienstleistungen bleibt das Geschäftsklima bescheiden. Dagegen herrscht im
Kredit- und Versicherungssektor mehr Optimismus, auch wenn die Banken eine Verschlechterung der Bonität der Kund/innen und ein geringeres Wachstum der Einlagen und Kredite als in den letzten Jahren erwarten. Positiv, wenn auch selten wirklich gut, sind die Erwartungen zur Ertragslage in den Bereichen
Informatik und Telekommunikation, Dienstleistungen für Unternehmen sowie freiberufliche, technische und wissenschaftliche Tätigkeiten.
Die stark gestiegenen Kraftstoff- und Energiepreise dämpfen hingegen weiterhin das Geschäftsklima im
Transportsektor: Mehr als ein Drittel der Unternehmen schätzt die Ertragslage im Jahr 2022 negativ ein und fast ebenso viele rechnen bereits mit einem unbefriedigenden Betriebsergebnis im Jahr 2023. Unter den
Liftanlagenbetreibern herrscht große Besorgnis. Sie werden mit Energiekosten in Rekordhöhe konfrontiert, während die hohe Inflation die Touristenzahlen dämpfen könnte. Im
Güterverkehr sind die größten Sorgen die hohen Kraftstoffpreise, der Mangel an Fahrer/innen und die Probleme aufgrund der von Österreich verhängten Transitverbote. Besser sind die Aussichten in der
Personenverkehrsbranche, in der neun von zehn Unternehmen für 2023 eine zumindest zufriedenstellende Ertragslage erwarten und wo mit steigenden Umsätzen und Investitionen gerechnet wird.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, kommentiert die Genehmigung des PPP-Projektes der Brennerautobahn AG durch das Ministerium für Infrastruktur und Verkehr: „Der Brennerkorridor ist nicht nur für Südtirol von strategischer Bedeutung. Es handelt sich um die wichtigste Verbindung für Touristen und Waren zwischen Italien und Europa. Die direkte Beteiligung der Länder und Regionen an der Verwaltung der Autobahn bietet eine zusätzliche Garantie für die künftigen Investitionen, die für diese wichtige Verkehrsader erforderlich sind.“
Methodische Anmerkung:
Im Rahmen des WIFO-Wirtschaftsbarometers umfasst der Dienstleistungssektor folgende Branchen: Verlag und Kommunikation, Informatik, Kredit und Versicherung, Immobilienverwaltung sowie personen- und unternehmensbezogene Dienste. Nicht eingeschlossen sind Handel und Gastgewerbe. Das Transportgewerbe wird gesondert untersucht.