Neun von zehn Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes bewerten die Ertragslage 2024 als zufriedenstellend. Die Umsatzdynamik profitiert von der guten Exportleistung im ersten Quartal, bleibt aber insgesamt eher schwach, insbesondere bei kleineren Unternehmen. Außerdem sind starke Unterschiede auf Branchenebene zu beobachten. Dies ergibt sich aus der Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen.



Das Geschäftsklima im Südtiroler verarbeitenden Gewerbe bleibt im Allgemeinen positiv: 91 Prozent der Unternehmen erwarten für 2024 eine befriedigende, in etwa einem Drittel der Fälle sogar eine gute Rentabilität. Das Umsatzwachstum wird jedoch weiterhin von den größeren Unternehmen getragen, während die kleineren sogar von einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr berichten. Einen positiven Beitrag leistet nach wie vor die Auslandsnachfrage: Im ersten Quartal 2024 beliefen sich die Exporte aus Südtirol (ohne landwirtschaftliche Produkte) auf über 1,6 Milliarden Euro, was einer inflationsbereinigten Steigerung von etwa 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Das Absatzvolumen auf dem italienischen und dem Südtiroler Markt dürfte heuer hingegen auf dem Niveau des vergangenen Jahres stabil bleiben. Die Investitionstätigkeit wird nach wie vor durch hohe Finanzierungskosten erschwert, während die Beschäftigung weiter zunimmt. In den ersten sechs Monaten des Jahres, zwischen Januar und Juni, lag die durchschnittliche Zahl der unselbständig Beschäftigten bei etwa 35.300, was einem Wachstum um 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.



Die Aussichten für die kommenden Monate sind aber in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich. Besonders optimistisch ist die Stimmung im Maschinen- und Apparatebau, wo fast alle Unternehmen zumindest befriedigende und häufig gute Betriebsergebnisse erwarten. Positiv sind die Erwartungen auch in der Nahrungsmittelproduktion und in den Branchen der Holz- und der Metallverarbeitung. Pessimistisch sind hingegen die Aussichten im Bereich der Textilproduktion, wo die Mehrheit der Unternehmen mit rückläufigen Umsätzen und einer unbefriedigenden Rentabilität rechnet und über eine Verschärfung des Wettbewerbs und der Kosten klagt. Auch in der Produktion von Baumaterialien wird mit einem Umsatzrückgang gerechnet, nachdem die Anreize für die Bautätigkeit auf staatlicher Ebene gekürzt wurden.

Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, unterstreicht die Bedeutung der Digitalisierung für das verarbeitende Gewerbe: „Die Digitalisierung und die neuen Technologien wie die Künstliche Intelligenz, bieten den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes große Chancen, wettbewerbsfähiger zu werden, neue Märkte zu erschließen und ihre Effizienz zu steigern.“

Anmerkung:
Das verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw.