Die Herbstumfrage des Wirtschaftsbarometers zeigt ein Wachstum des Geschäftsvolumens im Jahr 2024, das sich allerdings auf größere Unternehmen beschränkt. Außerdem leiden die Investitionen immer noch unter den hohen Finanzierungskosten. Trotz der schwächelnden europäischen Konjunktur wird die Ertragslage weiterhin positiv bewertet. Die Unternehmerinnen und Unternehmer blicken mit etwas Optimismus auch in Richtung 2025, wenn die Rentabilität für mehr als neun von zehn Betrieben zufriedenstellend sein dürfte. Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen bestätigt seine Prognose von einem Anstieg des Südtiroler BIP um 0,8 Prozent im Jahr 2024 und schätzt ein Wachstum von 1,2 Prozent für das Jahr 2025.
Südtiroler Wirtschaft: moderates Wachstum im Jahr 2024, Zuversicht für 2025
Für die Südtiroler Wirtschaft ist das Jahr 2024 durch ein moderates Umsatzwachstum geprägt, das vor allem von größeren Unternehmen getragen wird. Die Investitionen stagnieren und liegen in etwa auf dem Niveau des vergangenen Jahres. Die wirtschaftliche Entwicklung spürt teilweise die Verlangsamung des Wachstums in ganz Europa und insbesondere die Schwierigkeiten der deutschen Wirtschaft. Die Rentabilität ist allerdings nach wie vor weitgehend positiv: 90 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Ertragslage im laufenden Jahr als (zumindest) befriedigend. Auch der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin günstig: Von Januar bis September gab es in Südtirol durchschnittlich über 231.000 unselbständig Beschäftigte, was einem Anstieg von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.
Mit Blick auf das Jahr 2025 erwarten die Unternehmen keine wesentliche Veränderung des wirtschaftlichen Umfelds. Die Umsatzentwicklung wird in allen Absatzmärkten insgesamt positiv ausfallen, wobei die mittleren und großen Unternehmen weiterhin deutlich bessere Erwartungen haben als die kleineren. Die Ungewissheit über die Erholung der Gesamtnachfrage im In- und Ausland wird den Aufschwung der Investitionen trotz der günstigeren Finanzierungskosten verzögern. Das Nachlassen des inflationären Drucks auf die Betriebskosten, in Verbindung mit den erwarteten Erhöhungen der Verkaufspreise, wird eine Verbesserung der Gewinnmargen begünstigen: 93 Prozent der Unternehmen sind zuversichtlich, eine zufriedenstellende Rentabilität im kommenden Jahr zu erzielen.
Betrachtet man die einzelnen Sektoren, so ist der größte Optimismus im Dienstleistungssektor, im Tourismus und bei den landwirtschaftlichen Genossenschaften zu finden, wo fast alle Unternehmen ein befriedigendes und oft sogar gutes Betriebsergebnis erwarten. Heterogener sind die Erwartungen dagegen im verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe, im Fahrzeughandel und -reparatur sowie im Verkehrssektor, wo ein Zehntel der Unternehmen von einer unbefriedigenden Rentabilität ausgeht.
Europa: Schwierigkeiten für die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024
Nach den jüngsten Prognosen der OECD wird die Weltwirtschaft sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr voraussichtlich um 3,2 Prozent wachsen. Trotz der Schwächezeichen der letzten Monate werden China und die Vereinigten Staaten 2024 ein Wachstum von 4,9 bzw. 2,6 Prozent aufrechterhalten, bevor es 2025 zu einer leichten Verlangsamung kommt. In Europa hingegen bleibt das Wirtschaftswachstum schwach: Das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone wird heuer nur um 0,7 Prozent steigen. Besondere Schwierigkeiten hat weiterhin Deutschland, das sich in einer leichten Rezession befindet. Im Jahr 2025 dürfte ein Wachstumsschub für die europäische Wirtschaft vom privaten Konsum ausgehen, dank Lohnerhöhungen, hoher Beschäftigung, sinkender Inflation und niedrigerer Zinssätze. Die OECD erwartet, dass das BIP der Eurozone im nächsten Jahr um 1,3 Prozent wachsen wird. Die Hauptrisiken für das Wachstum resultieren aus den Kriegen im Nahen Osten und in der Ukraine, den Schwierigkeiten im Seefrachtverkehr und den Auswirkungen des ökologischen Wandels auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industriesektoren, vor allem der Autoindustrie.
In Italien bleibt das Wachstum bei etwa ein Prozent
Das italienische BIP entwickelte sich weiterhin etwas günstiger als der europäische Durchschnitt, wobei die OECD für 2024 ein Wachstum von 0,8 Prozent erwartet. Der Arbeitsmarkt setzt seine Expansion fort: Die Beschäftigungsquote lag im August bei 62,3 Prozent, während die Arbeitslosenquote auf 6,2 Prozent sank. Was die öffentlichen Finanzen anbelangt, so wird die Regierung durch die Wiedereinführung der Schuldenregeln für EU-Staaten zu mehr Haushaltsdisziplin gezwungen. Sie wird die Steuervergünstigungen für Immobiliensanierungen weiter reduzieren und eine allgemeine Überprüfung der Steuerabsetzmöglichkeiten vornehmen. Laut OECD wird aber das Wachstum im Jahr 2025 immerhin 1,1 Prozent betragen.
Südtirols BIP wird voraussichtlich 2024 um 0,8 Prozent und 2025 um 1,2 Prozent steigen
In Südtirol bleibt das Vertrauensklima bei Unternehmen und Konsument/innen positiv. Die Beschäftigungslage ist weiterhin günstig, ebenso wie die touristische Entwicklung. Die Schwierigkeiten in Deutschland wirken sich jedoch negativ auf die Umsatzentwicklung aus, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe. Das WIFO geht von einem Anstieg des Südtiroler Bruttoinlandproduktes von 0,8 Prozent im Jahr 2024 und von 1,2 Prozent im Jahr 2025 aus.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, freut sich über das positive Geschäftsklima: „Trotz der wirtschaftlichen Abschwächung in unseren wichtigsten Partnerländern bleiben die Südtiroler Unternehmen für 2025 optimistisch. Es ist wichtig, die Investitionen zu fördern, um Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung zu sichern.“