Bäuerin sein bedeutet, den Betrieb gleichwertig mitzugestalten: Dies war der Tenor bei der 5. Internationalen Tagung Frauen in der Landwirtschaft in Bozen.
Den Frauen auf den landwirtschaftlichen Betrieben Sichtbarkeit und Gehör verschaffen, traditionelle Rollenbilder aufbrechen, im Wandel sein, die Kraft der Vernetzung, die betrieblichen und persönlichen Herausforderungen der Frauen auf den Höfen ernst nehmen, sie in ihren Zukunftsperspektiven unterstützen, Geldflüsse aufzeigen und über Entlohnung und Altersvorsorge reden, Care-Arbeit anerkennen: Das sind einige der Themen, die im Rahmen der Internationalen Tagung Frauen in der Landwirtschaft diskutiert wurden. Die
Südtiroler Bäuerinnenorganisation lud dazu in Kooperation mit dem
Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen (WIFO), der
Freien Universität Bozen und dem
Eurac Research vom 2. bis 4. April 2025 in Bozen ein.
Über 150 Bäuerinnen, landwirtschaftliche Beraterinnen und interessierte Frauen kamen aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol, um sich auszutauschen und zu vernetzen.
Im Bild: Die interessierten Teilnehmer/innen bei der Betriebsbesichtigung in der Kellerei Bozen
In Workshops wurden konkrete Lösungsansätze für ihre Herausforderungen in ihrem Bäuerinnenalltag erarbeitet. Es ging dabei um innovative Möglichkeiten in der kleinstrukturierten Landwirtschaft, um die Attraktivität des Berufes Bäuerin und wie die Zusammenarbeit zwischen Umweltschutz und Landwirtschaft gelingen kann. Auch die Themen Krisenbewältigung und persönliche Herausforderungen, der Mehrwert der Landwirtschaft für ein lebendiges Gemeinwohl und die Berichterstattung über die Landwirtschaft wurden diskutiert. Das Thema Kommunikation spielte bei allen Aspekten eine zentrale Rolle. Sei es die Kommunikation auf dem Hof zwischen Mann und Frau und den Familienmitgliedern, den Institutionen, den Vertretern der Landwirtschaft und der Politik. Landwirtschaft braucht richtige Entscheidungen. „Nicht über die Köpfe hinweg entscheiden,“ forderte Landesbäuerin Antonia Egger.
Anwesend war auch Landeshauptmann Arno Kompatscher, der für ein konstruktives Miteinander plädierte. Ihm wurden die Anliegen der Bäuerinnen in einer Podiumsdiskussion vorgebracht, unter anderem eine bessere Altersvorsorge, Bürokratieabbau, der Ausbau der Sozialen Landwirtschaft und ein offener und ehrlicher Dialog.
Bürokratie hemmt die Innovation am Hof, die geringe soziale Absicherung und die geringen landwirtschaftlichen Einkommen bringen Existenzängste mit sich. „Wir müssen den Mut haben, unsere Anliegen immer wieder in allen Entscheidungsgremien einzubringen und deren Umsetzung einzufordern,“ sagte Antonia Egger in ihren Schlussworten. Die Frauen auf den Höfen haben eine wichtige Rolle im Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft. Sie sind Vermittlerinnen und haben einen großen Vertrauensvorschuss durch ihre Authentizität. Und dafür sollten die Bäuerinnen mehr Wertschätzung erfahren.
In den Gesprächen zwischen den Tagungsteilnehmerinnen wurde immer wieder aufgezeigt, wie wichtig es ist, als Bäuerin selbst zum Berufsbild zu stehen, und die Vielseitigkeit des Berufes zu zeigen. Das Bäuerinnennetzwerk kann dabei eine wesentliche Unterstützung sein, ganz nach dem Motto der Schweizer Bäuerinnen- und Landfrauen: Gemeinsam kompetent engagiert.